• 22.09.2025
  • Fachartikel

Die Rolle der Jagdmedien: Entwicklungen und Perspektiven

Jagdmedien befinden sich im Wandel: Von Print über YouTube bis hin zu Influencern prägen sie weiterhin Meinungen, informieren Jägerinnen und Jäger und beeinflussen das Konsumverhalten. Der Artikel beleuchtet ihre Rolle heute und in Zukunft.

Geschrieben von David Guest

Ein Jäger beobachtet mit Fernglas das Gelände.
Jagdmedien halten die Leidenschaft lebendig – auch außerhalb der Saison.

Für den durchschnittlichen Jäger gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Tagen im Jahr, an denen er seiner Leidenschaft im Revier nachgehen kann. Jagdzeiten, berufliche Verpflichtungen und die Komplexität des modernen Lebens machen die Zeit im Wald zu etwas Seltenem, Wertvollem und Erfüllendem.

In der Zwischenzeit – sei es während der langen Sommermonate oder beim Warten auf den nächsten Jagdausflug – nähren Jäger ihre Leidenschaft durch Medien. Zeitschriften, Fernsehsendungen und sogar Nachrichtenberichte halten sie informiert, stärken ihre Verbundenheit zur Jagd und prägen ihre Sichtweisen.

Jagdmedien sind ein Grundpfeiler der Branche. Doch wie in nahezu allen Märkten hat sich auch hier in den letzten zehn Jahren vieles verändert. Es gibt heute mehr Möglichkeiten denn je, sich über das Hobby zu informieren – und ebenso viele Wege für Marken und Unternehmen, ihre Botschaften an die Zielgruppe zu bringen. Diese dynamische Medienwelt ist zwar anders als früher, aber nicht weniger entscheidend für die Entwicklung der Branche – sei es in Bezug auf politische Rahmenbedingungen, Konsumverhalten oder Meinungsbildung.

 

Ein unverzichtbarer Bestandteil des Jagdmarkts 

„Die Aufgabe der Medien in einer Demokratie ist es, Macht zu hinterfragen, zu informieren, zu bilden, Debatten anzuregen – aber auch zu unterhalten. Jagdmedien greifen Themen auf, die für Jägerinnen und Jäger relevant sind – Themen, bei denen die Tagespresse oft nicht über das nötige Fachwissen verfügt“, erklärt Boris Ejsymont, verantwortlich für B2B-Partnerschaften und Strategie bei der schwedischen 3F Media Group AB (Website nur in Schwedisch verfügbar), zu der Marken wie Jaktjournalen, Jaktmarker & Fiskevatten und Jakt är Jakt gehören.

Boris Ejsymont von der 3F Media Group vor grauem Hintergrund.
Jagdmedien informieren, bilden und inspirieren – sowohl die Jägerschaft als auch die Öffentlichkeit.

„Unsere Verantwortung ist es, glaubwürdige und verlässliche Informationen bereitzustellen und Zusammenhänge aufzuzeigen, die sowohl Jäger als auch die breite Öffentlichkeit weiterbilden. Eine natürliche Folge davon ist die Beeinflussung von Konsumentscheidungen. Unsere Leser und Zuschauer sind nicht nur passionierte Jäger – für viele sind unsere Plattformen der Ort, an dem sie neue Ausrüstung entdecken, Techniken erlernen und sich jagdlich weiterentwickeln.“

„In diesem Sinne sind Jagdmedien bildend, inspirierend und verlässlich – entscheidend für die Konsumorientierung und für eine ethisch verantwortungsvolle Jagd- und Wildbewirtschaftung.“

 

Der Wandel der Jagdmedienlandschaft

Die Bedeutung der Medien für die Jagd steht außer Frage – doch ihre Rolle hat sich durch die Digitalisierung des Medienumfelds grundlegend verändert. Die heutigen Konsumenten haben andere Erwartungen und Gewohnheiten, wenn es darum geht, Informationen zu suchen oder zu konsumieren. Die Zeiten, in denen Männer am Kiosk durch Jagdzeitschriften blätterten, sind weitgehend vorbei – heute führt der erste Weg meist ins Internet. Websites, soziale Medien, Podcasts, YouTube – digitale Medien decken alles ab.

„Für Medienunternehmen wie unseres bedeutete das eine Transformation vom klassischen Verlag hin zur vollwertigen Multimedia-Plattform – ohne dabei die redaktionelle Tiefe und Glaubwürdigkeit zu verlieren, die unser Publikum schätzt“, sagt Boris. „Veränderte Mediennutzungsgewohnheiten stellen höhere Anforderungen an jedes Magazin, jeden Kanal und jede Plattform. Nachrichten müssen besser, schneller und jederzeit verfügbar sein.“

„Auch technologische Entwicklungen in der Jagdausrüstung haben den jagdjournalistischen Anspruch verändert. Neue Jagdgesetze und sich wandelnde Wildbestände stellen neue Anforderungen an Jäger, Hunde und das Management. Die Urbanisierung spielt ebenfalls eine große Rolle – viele Menschen haben heute keinen familiären Bezug mehr zum Landleben. Immer mehr fehlt es an Wissen und Erfahrung über Natur, Jagd und Wildtiere.“

Der technologische Wandel hat sogar zur Entstehung neuer Jagdmedienmarken geführt. Anfang der 2000er Jahre veränderten sich die Lesegewohnheiten – soziale Medien wurden zum Hauptkanal für Inhalte. Ein zufälliges Treffen zwischen dem damaligen Chefredakteur des Sporting Rifle Magazine, Charlie Jacoby, und dem Fotografen und Filmemacher David Wright führte zur Gründung einer der bekanntesten Online-Marken der britischen Jagdszene: Fieldsports Channel (Webseite nur auf Englisch verfügbar). Was als TV-Format begann, entwickelte sich zu einer Medienmarke mit riesiger YouTube-Reichweite – weit über das hinaus, was klassische Printtitel je erreicht hatten.

Charlie Jacoby bei Dreharbeiten zu einem Jagdvideo im Revier.
Fieldsports Channel erreicht Millionen über YouTube und digitale Plattformen.

„Der Einfluss sozialer Medien auf Jagdmedien war enorm positiv“, erklärt Jacoby. „Früher erreichte ich mit einem Magazin 5.000 bis 10.000 Leser pro Ausgabe. Letztes Jahr hatte Fieldsports Channel 12,75 Millionen Unique Viewers auf YouTube – eine Reichweite, die sich der Jagd- und Waffenhandel vor 30 Jahren nicht hätte vorstellen können.“

„Die Herausforderung: Es gibt eine starke Lobby gegen die Jagd und eine kleinere Waffenrechtsbewegung, die dieselben Plattformen nutzt – mit dem Ziel, diese in eine anti-jagdliche Richtung zu drängen. Doch ein Blick auf deren geringe Reichweite zeigt: Sie führen einen Guerillakampf. Verlieren können wir – gewinnen müssen sie nicht.“

 

Die Zielgruppe dort abholen, wo sie ist

Für Unternehmen und Marken, die ihre Produkte und Dienstleistungen an Jäger vermarkten möchten, kann die Vielzahl an Möglichkeiten, dies zu tun, entmutigend wirken. Sollte man jede neue Technologie sofort übernehmen, aus Angst, den nächsten großen Trend zu verpassen? Sollte man teilweise bei traditionellen Medien bleiben, von denen einige behaupten, sie würden ein kleines Comeback erleben, angesichts der digitalen Überlastung vieler Menschen? Die Antwort, die umfangreiche Recherchen und ein tiefes Verständnis der Zielgruppe erfordert, lautet: Man sollte versuchen, die Zielgruppe dort abzuholen, wo sie sich befindet. Einige lesen weiterhin Magazine, andere bevorzugen YouTube, und wieder andere probieren jeden neuen Medienkanal aus, sobald er erscheint. Charlie fährt fort: „Die traditionelle Jagdpresse hat die letzten zwanzig Jahre damit verschwendet, Leser für digitale Versionen ihrer Printausgaben zu interessieren. Es könnte nun zu spät sein, um ihre ehemals starken Marken online zu nutzen.
Seit 2004 (Start von Facebook) und 2006 (Start von YouTube) sind folgende Medientypen entstanden, die für Werbetreibende relevant sind:
„Blogs – Trotz weitgehender Irrelevanz im Vergleich zu neuen sozialen Medien haben die etabliertesten unter ihnen überlebt, hauptsächlich als Informationsquellen für technische Details zu Waffen und Jagd. Mit dem Übergang von Websites zu KI in den Suchergebnissen werden sie für Werbetreibende wichtiger für Produktplatzierungen und weniger wichtig für klassische Werbung.“

“Chatrooms – Weitgehend durch Facebook-Gruppen ersetzt, existieren einige davon weiterhin in Europa. Sie sollten theoretisch weiterhin für Werbung nützlich sein.“

„WhatsApp-Gruppen – Die „versteckten Medien“ der WhatsApp-Gruppen sind wahrscheinlich der wirkungsvollste, aber zugleich schwierigste Weg, Einfluss zu nehmen. Derzeit erfordert dies persönlichen Zugang und die Überwachung enormer Datenmengen.“

„Markenbotschafter und Influencer – Diese sind eine beliebte Wahl für Werbetreibende. Sie können die meisten der oben genannten Medientypen abdecken. Es gibt sie in unterschiedlichen Reichweitengrößen, sodass einige zu sogenannten „Influencer-Tagen“ eingeladen werden können, was wiederum zu medialer Berichterstattung führen kann.“

„Jagd-TV – Heute hauptsächlich über YouTube verbreitet, stellt dies die größte verfügbare Zielgruppe für Werbetreibende dar, ist jedoch auch die teuerste.“

„Messen und Ausstellungen – Diese bleiben beliebt. Mit der Verfügbarkeit von Informationen über Jagd und Schießsport im Internet kam es seit den frühen 2000er-Jahren zu einer langsamen Verschmelzung von Endverbraucher- und Fachmessen. Sie haben Schwierigkeiten, ihre Reichweite über die Besucherzahlen hinaus zu erweitern, was es ihnen erschwert, mit Web-Zielgruppen in Millionenhöhe zu konkurrieren.“

„Markenseiten auf Facebook, Instagram usw. – Redaktionell aufbereitet gehören diese zu den besten verfügbaren Werbemöglichkeiten.“

 

Traditionelle Methoden haben weiterhin ihren Wert

Diese Liste stellt nur einige der Optionen dar, die Marken zur Verfügung stehen – herauszufinden, wie man das breite Arsenal an jagdbezogenen Medienkanälen am besten nutzt, kann schwierig sein. Jeder gute Marketer wird sagen, dass es töricht ist, sich nur auf einen Kanal zu verlassen. Jede gute Marke wird versuchen, auf mehreren Plattformen präsent zu sein und – wo möglich – Forschung und Statistiken zur Bewertung des Erfolgs heranzuziehen. Trotz der Vielzahl digitaler Möglichkeiten glauben einige, dass traditionelle Medien nach wie vor einen sehr wertvollen Platz am Tisch haben.

„Traditionelle Medien sind nach wie vor sehr wichtig“, argumentiert Boris. „Magazine beispielsweise haben eine Autorität, Tiefe und Beständigkeit, die digitalen Medien oft fehlt. Sie erreichen auch Teile der Jagdgemeinschaft, die digital weniger aktiv sind.

Jäger gehen durch einen Wald.
Traditionelle Medien wie Magazine spielen weiterhin eine zentrale Rolle in der Jagdgemeinschaft.

Magazinleser sind loyale Konsumenten, die hohe Ansprüche an ihr Produkt stellen. Die Wirkung von Printwerbung bleibt stark, und ein Printprodukt lebt länger in einem Haushalt und erreicht mehr Personen in einem Haushalt als ein Klick auf einem Bildschirm. Wenn Influencer-Marketing und einzelne Content Creator allgegenwärtig sind – mit unterschiedlicher Qualität, Glaubwürdigkeit und jagdethischer Haltung – wird umso deutlicher, dass traditionelle Medien eine wichtige Rolle spielen.

Gleichzeitig müssen Marken und Händler erkennen, dass kein einzelner Kanal mehr die gesamte Zielgruppe erreichen kann. Die erfolgreichsten Strategien kombinieren die Glaubwürdigkeit traditioneller Medien mit der Reichweite und Unmittelbarkeit digitaler und sozialer Plattformen. In dieser Balance entsteht echter Einfluss – und genau darin sind wir bei der 3F Media Group besonders gut: ein traditioneller Medienansatz mit Magazinen, kombiniert mit dem neueren und schnelllebigen Ansatz von VOD / YouTube und Social Media.“

 

Die Zukunft der Jagdmedien

Und wie sieht die Zukunft aus? Angesichts der Vielzahl an verfügbaren Optionen wird es laut Boris schwieriger denn je, sich Gehör zu verschaffen und die immer kürzer werdenden Aufmerksamkeitsspannen zu erreichen. Der Schlüssel liegt darin, sich auf die eigene Markenbekanntheit zu verlassen und die eigene Glaubwürdigkeit zu nutzen.

Dem stimmt auch Charlie Jacoby zu: „Der Kern des Marketings sollte auf Vertrauen, Relevanz und Engagement basieren. Vertrauen hängt davon ab, dass Produktion, Logistik und Lieferung perfekt funktionieren. Service ist der wichtigste Teil beim Aufbau von Vertrauen, weshalb ich ihn als Teil der Marketingfunktion sehen würde. Alle Beispiele für Vertrauen sollten redaktionell aufbereitet werden. Relevanz liegt im Kernangebot der Marke. Die redaktionelle Aufbereitung von Relevanz ist der größte Faktor für Verkaufsförderung. Relevanz ermöglicht es einer Marke, nicht nur die Kernkäufer, sondern auch ein Umfeld potenzieller oder aspirierender Käufer zu erreichen. Engagement hängt teilweise von Relevanz ab, hauptsächlich aber von der Botschaft und letztlich von der Größe der Zielgruppe.

Zu diesem Zweck braucht eine erfolgreiche Marketingabteilung redaktionelles Storytelling, exzellente Produktion (inklusive Programmierung), Prominentenmanagement, Vertriebs- und Markenkompetenz. Eine neue Marke ohne diese Fähigkeiten kann nicht erfolgreich sein. Eine etablierte Marke ohne diese Fähigkeiten kann nur noch mühsam weiterbestehen.“

Autor

David Guest
David Guest
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