• 18.08.2025
  • Kolumne

IWA Kolumne: „Blickpunkt Deutschland“

Mitten im Sommer gibt Claudia Jahn in ihrer Kolumne „Blickpunkt Deutschland“ wieder spannende Einblicke in die Jagd- und Schießsportbranche.
Von wichtigen Gesetzesänderungen über personelle Wechsel bei DEVA, EAW, Heckler & Koch, Steyr Sport und Rigby bis hin zu Jubiläen und bewegenden Nachrufen – die Branche zeigt sich lebendig, traditionsbewusst und zugleich im Umbruch. Außerdem: Frankonia expandiert nach Österreich. Lesen Sie die neue Kolumne von Claudia Jahn und bleiben Sie auf dem Laufenden.

Geschrieben von Claudia Jahn

Eine Person mit schulterlangen, grau gelockten Haaren trägt ein dunkles Jackett über einem weinroten Oberteil und zwei schwarze Ketten, eine davon mit einem weißen Steinanhänger. Im Hintergrund ist eine große, helle Messehalle mit mehreren Messeständen und einer Menschenmenge zu sehen.

Während die Menschen in Deutschland lange auf den Sommer warten mussten, hält eine aktuelle Gesetzesänderung die Branche auf Trab: Seit dem 24. Juli 2025 sind Druckluftwaffen für Pfeil- oder Nadelgeschosse mit F Kennzeichnung, die mehrschüssig ausgelegt und für Geschosse mit einer Projektillänge von über 30 mm geeignet sind, nicht mehr erlaubnisfrei – sondern nur noch mit Waffenbesitzkarte erwerbbar. Waffen, die vor dem 24. Juli 2025 bereits mit F Kennzeichnung zugelassen wurden, bleiben nach Aussage des Bundesministerium des Innern (BMI) weiterhin erlaubnisfrei.
Daneben zeigt sich unsere Branche lebendig und vielfältig: Dieter Anschütz begeht seinen 95. Geburtstag, bei der DEVA steht ein Führungswechsel an, EAW, Frankonia, Heckler & Koch, Rigby und Steyr Sport zeigen sich personell und strategisch zukunftsorientiert, und wir blicken mit Respekt auf zwei prägende Persönlichkeiten zurück, die uns verlassen haben.

Ein älterer Mann in einem Anschutz-Shirt sitzt an einem Tisch mit einer Geburtstagstorte, einer Karte, einem gerahmten Foto und einem Geschenk, hinter ihm hängen Gewehre an der Wand.
Dieter Anschütz freut sich über die Glückwünsche zu seinem 95. Geburtstag.

„Die Meistermacher“: Dieter Anschütz und ein Leben für den Schießsport

Kürzlich feierte Dieter Anschütz seinen 95. Geburtstag und blickt auf ein Lebenswerk, das die Welt des Schießsports geprägt hat wie kaum ein anderes zurück. Der Name ANSCHÜTZ steht für Präzision, Leidenschaft und Innovation – und diese Werte sind eng mit der Person Dieter Anschütz verbunden.
Geboren 1930, führte ihn sein Weg nach einer Feinmechanikerlehre bei Zeiss und einem Ingenieursstudium in Esslingen zunächst in die USA, wo er als Büchsenmacher arbeitete. 1958 stieg er ins Familienunternehmen J.G. ANSCHÜTZ ein und übernahm 1968 die Geschäftsführung. Unter seiner Führung entwickelte sich die Marke zu einer der ersten Adressen für Biathlon- und Sportgewehre weltweit. Maßgeblich beteiligt war er an der Umstellung des Biathlonsports vom Großkaliber- zum Kleinkaliberschießen – ein Schritt, der den Sport revolutionierte und ANSCHÜTZ international an die Spitze brachte.
Auch heute werden Olympiasiege und Weltmeistertitel mit ANSCHÜTZ-Gewehren errungen – ein Vermächtnis, was zum Slogan „Die Meistermacher“ führte. 2008 übergab Dieter Anschütz die Unternehmensführung an seinen Sohn Jochen und sieht voller Dankbarkeit auf ein erfülltes Leben zurück.
ANSCHÜTZ Leitgedanke „menschlich und vernünftig handeln“ ist nicht nur Firmenphilosophie, sondern auch ein Vermächtnis an die Branche: Tradition zu bewahren und gleichzeitig mutig in die Zukunft zu gehen. 

Auf der linken Seite ist ein Mann mit Brille und beiger Jacke mit orangefarbener Krawatte zu sehen; auf der rechten Seite steht ein Gebäude mit drei DEVA-Flaggen auf einer Rasenfläche unter einem teilweise bewölkten Himmel.
Michael Storm ist der neue Ehrenpräsident der DEVA.

Wechsel an der Spitze der DEVA: Jan-Bernd Kappelhoff übernimmt, Michael Storm wird Ehrenpräsident

Am 5. Juni 2025 fand in Altenbeken die Jahreshauptversammlung der Deutschen Versuchs- und Prüfanstalt für Jagd- und Sportwaffen e. V. (DEVA) statt. Im Rahmen der Sitzung vollzog sich ein bedeutender Wechsel an der Vereinsspitze: Nach mehr als zwei Jahrzehnten erfolgreicher Amtszeit übergab Michael Storm das Präsidentenamt an Jan-Bernd Kappelhoff.
Die Mitgliederversammlung ehrte Storm zugleich für seine außerordentlichen Verdienste um den Verein und ernannte ihn einstimmig zum Ehrenpräsidenten. Storm prägte die DEVA seit seinem Eintritt 1981 maßgeblich: Zunächst verantwortete er zwölf Jahre lang als Schatzmeister die Finanzen, bevor er ab 2003 die Präsidentschaft übernahm. In seiner Amtszeit gelang unter anderem die Rückübernahme der traditionsreichen Schießanlage in Berlin-Wannsee – ein Meilenstein in der Geschichte des Vereins.

On the left, a modern white building with a curved roof and several windows. On the right, two men in dark polo shirts stand in front of a green leafy background with the words HERZLICH WILLKOMMEN and WELCOME.
Stefan Schilling (links) heißt Sebastian Karl in der Geschäftsführung herzlich willkommen.

EAW beruft Sebastian Karl in die Geschäftsführung

Die Ernst Apel GmbH (EAW) hat ihre Unternehmensleitung erweitert: Seit Juli gehört Sebastian Karl der Geschäftsführung an. Karl ist seit fast zehn Jahren im Unternehmen tätig und hat in dieser Zeit entscheidend zur Modernisierung der Produktionsabläufe beigetragen. Mit seiner Ernennung setzt EAW ein Zeichen für Kontinuität und weitere Entwicklung im Bereich Fertigung und Technik.
Parallel blickt das Unternehmen auf einen erfolgreichen Umzug in das neue Firmengebäude zurück. „Der Umzug hat reibungslos funktioniert – Kunden haben davon kaum etwas bemerkt. Die neuen Maschinen laufen optimal, und auch das Energiesparkonzept mit effizienten Druckluftkompressoren bewährt sich bereits“, berichtet Geschäftsführer Stefan Schilling. Die Mitarbeitenden hätten sich schnell am neuen Standort eingelebt, ergänzt er.
Mit der neuen Doppelspitze will EAW seine Position als Spezialist für hochwertige Montagen und Zielfernrohrlösungen weiter stärken und gleichzeitig die Weichen für die kommenden Jahre stellen.

Auf einem Tisch liegt eine Karte von Österreich, auf der Wien mit einer kleinen rot-weiß-roten Stecknadel markiert ist. Im Hintergrund steht ein Buch mit dem Titel „FRANKONIA KATALOG 2025”, auf dessen Einband ein Hirschgeweih abgebildet ist.
Bald geht’s los! Die erste Frankonia-Filiale in Österreich eröffnet im Oktober.

FRANKONIA eröffnet ersten Store in Österreich

Der traditionsreiche Jagd- und Schießsportausstatter FRANKONIA expandiert nach Österreich: Am 16. Oktober 2025 eröffnet das Unternehmen seinen ersten Store in den PADO Shopping Galerien in Parndorf, nahe dem Neusiedler See. Auf rund 1.000 Quadratmetern Verkaufsfläche wird eine breite Auswahl an Jagd- und Sportwaffen, Ausrüstung, Bekleidung und Tracht angeboten – ergänzt durch die Expertise eigener Büchsenmacher sowie persönliche Fachberatung.
Die Filialleitung übernimmt Stephanie Ziller-Weinhandl. FRANKONIA, 1908 gegründet und heute Teil der Otto Group, betreibt bereits 25 Filialen in Deutschland und zwei in Frankreich. Mit dem neuen Standort stärkt das Unternehmen seine Präsenz im Alpenraum und macht seine 117-jährige Tradition künftig auch österreichischen Kunden direkt zugänglich.
Zur Eröffnung sind spezielle Aktionen und Angebote geplant. 

Zwei prägende Persönlichkeiten der Branche sind von uns gegangen

Mit großem Bedauern müssen wir uns von zwei bekannten Gesichtern der Branche verabschieden: Alfred Brandmeier und H. P. Klötzli. Beide hinterlassen Spuren, die weit über ihre Unternehmen hinausreichen.
Am 26. März 2025 verstarb Alfred Brandmeier im Alter von 94 Jahren. Der Senior-Chef des Familienunternehmens Georg Fritzmann & Söhne GmbH gilt als einer der Gründerväter der IWA OutdoorClassics. Seit 1962 führte er die Geschäfte und entwickelte das Unternehmen vom kleinen, geweihverarbeitenden Handwerksbetrieb zu einem international tätigen Großhändler für Jagdzubehör. Sein Credo „Dienst am Kunden“ prägte sowohl die Unternehmensphilosophie als auch seinen persönlichen Umgang: Zielstrebigkeit, Offenheit und Hilfsbereitschaft zeichneten ihn aus. Heute führen sein Sohn Dieter und dessen Sohn Dr. Markus Brandmeier das Lebenswerk fort und halten die Tradition des Hauses lebendig.
H. P. Klötzli (1946–2025) stand in fünfter Generation an der Spitze der traditionsreichen Klötzli Messerschmiede in Burgdorf, Schweiz. Bekannt für seinen Innovationsgeist brachte er Materialien wie Carbonfiber in die Messerfertigung ein und verband so Handwerkstradition mit moderner Technologie. Sein Name steht für höchste Qualität und eine beeindruckende Vielfalt – sei es in den ikonischen Messern oder in seinem außergewöhnlich breiten Scherensortiment.
Beide Persönlichkeiten verband die Leidenschaft für ihre Arbeit und die enge Verbundenheit mit ihrer Branche. Ihr Vermächtnis lebt in den Familienunternehmen weiter, die heute von den nächsten Generationen mit gleichem Engagement geführt werden. Die Branche verliert zwei außergewöhnliche Menschen – und bewahrt zugleich ihre inspirierende Lebensleistung in dankbarer Erinnerung.

Zweigeteiltes Bild: Links die Außenansicht eines modernen Gebäudes mit metallischer Fassade, roten Akzenten und dem deutlich sichtbaren Logo ‚HK‘. Rechts eine Innenaufnahme einer Veranstaltung mit vielen sitzenden Personen in einem hellen Raum mit großen Fenstern und Deckenbeleuchtung.
In großer Runde beging Heckler und Koch sein 75-jähriges Jubiläum.

75 Jahre Heckler & Koch – Rekordergebnisse und Blick nach vorn

Heckler & Koch feiert 2025 sein 75-jähriges Bestehen. Seit der Gründung 1949 hat sich das Unternehmen aus Oberndorf am Neckar zu einem der führenden Hersteller moderner Handfeuerwaffen entwickelt. Als Hauptausrüster der Bundeswehr sowie Partner zahlreicher Polizeien und Sicherheitsbehörden in NATO- und EU-Staaten steht H&K für Präzision und Verlässlichkeit „Made in Germany“.
Im Rahmen eines Festakts würdigten Vertreter aus Politik, Bundeswehr und Industrie die Bedeutung von Heckler & Koch für Sicherheit und Verteidigungsfähigkeit Europas. Vorstandsvorsitzender Dr.-Ing. Jens Bodo Koch betonte die Rolle der 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mit Engagement und Fachwissen maßgeblich zum Erfolg beitragen. Auch Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut hob in ihrer Ansprache die wirtschaftliche Relevanz des Unternehmens hervor und verwies auf dessen Beitrag zur europäischen Souveränität in sicherheitspolitisch herausfordernden Zeiten.
Parallel zum Jubiläum kann H&K auf ein außergewöhnlich starkes Geschäftsjahr 2024 zurückblicken: Mit einem Auftragseingang von 426,2 Millionen Euro (+49,4 % gegenüber Vorjahr) und einem Umsatz von 343,4 Millionen Euro verzeichnete das Unternehmen neue Rekordwerte. Auch das Ergebnis nach Steuern stieg auf 31,5 Millionen Euro.
Mit dem Abschluss des Investitionsprogramms „HK100“ und der Integration der Chrom-Müller Metallveredelung GmbH ist H&K für die kommenden Jahre technologisch und strukturell gut aufgestellt. Das Unternehmen plant, die starke Nachfrage im Behörden- und Militärsegment weiter auszubauen und sieht dem neuen Geschäftsjahr optimistisch entgegen – getragen von Innovationskraft und klarer strategischer Ausrichtung.

Steyr Sport erweitert Team und sichert Kontinuität in Schlüsselpositionen

Beim österreichischen Hersteller Steyr Sport, bekannt für hochwertige Luftgewehre und -pistolen im Schießsport, hat sich das Team personell neu organisiert. Die Kolleginnen Lisa Litzlbauer und Ecaterina Pehböck sind derzeit im Mutterschaftsurlaub, weshalb die Geschäftsleitung um Ing. Karl Egger drei neue Fachkräfte gewonnen hat:
Pavol Banik übernimmt ab sofort den Vertrieb innerhalb der EU (Global Sales),
Isabelle Bardach ist nun für die Exportabwicklung verantwortlich,
und Klaus Steiner ergänzt seit Januar das Team als stellvertretender Betriebsleiter.
Diese sorgfältige Besetzung zeigt den Weitblick und die Wertschätzung von Steyr Sport: Das Unternehmen stellt gezielt nach und sorgt für Kontinuität und Kompetenz in allen wichtigen Bereichen – trotz der personellen Veränderungen.

Links steht eine Person in einem dekorierten Raum mit an der Wand montierten Tierköpfen, großen Stoßzähnen in Bogenform, einem roten Ledersofa, einem Holztisch mit Schubladen und einer Schaufensterpuppe im Anzug. Rechts steht eine weitere Person vor einem Holzständer mit mehreren Gewehren, gekleidet in einen hellen Rollkragenpullover und einen Mantel.
Maria Gil leitet ab jetzt den Vertrieb und Steven Monteith ist der neue Director of Operations bei Rigby.

Und ein kleiner Blick nach UK: Rigby mit neuen Führungskräften ins Jubiläumsjahr

Zwar nicht direkt in Deutschland beheimatet, aber mit Relevanz für den hiesigen Markt: John Rigby & Co., einer der ältesten Büchsenmacher der Welt, kündigt kurz vor seinem 250-jährigen Jubiläum wichtige personelle Veränderungen an.
Steven „Monty“ Monteith übernimmt als neuer Director of Operations eine Schlüsselrolle im Unternehmen. Seit 2023 bei Rigby tätig, brachte er bereits als Head of Compliance seine umfangreiche militärische Erfahrung, unter anderem aus Einsätzen in Afghanistan, ein und steht nun für operative Exzellenz im Traditionshaus.
Maria Gil, seit 2016 Teil des Vertriebsteams, wurde zur Vertriebsleiterin befördert. Mit fast einem Jahrzehnt Branchenerfahrung verantwortet sie künftig die globale Vertriebsstrategie und knüpft damit an ihre bisherigen Erfolge an, erstklassige Schusswaffen und Zubehör an Kunden weltweit zu liefern.
Geschäftsführer Marc Newton lobt die Verdienste beider: „Monty und Maria haben außergewöhnliches Engagement und Führungsqualitäten bewiesen. Investitionen in Talente sind entscheidend für unseren anhaltenden Erfolg.“
Mit diesen Ernennungen stellt Rigby die Weichen für die Zukunft – und unterstreicht, wie sehr Tradition und Fortschritt auch im internationalen Umfeld der Branche Hand in Hand gehen.

Autor

Claudia Jahn
Claudia Jahn
Freelance writer