Das dumpfe Geräusch von Schritten nähert sich. Ein Mann rennt, weicht mit entschlossener Miene links und rechts um Fässer und niedrige Mauern aus. Er kommt abrupt zum Stehen und geht mühelos in die Hocke. Mit dem Klicken der Mechanik und dem Einrasten des Magazins lädt er sein Gewehr mit fließender Präzision. Als er die Waffe anlegt, spürt er sein Herz heftig in der Brust schlagen – Adrenalin strömt durch seine Adern, Milchsäure sammelt sich in seinen Muskeln. Jetzt ist der Moment, ruhig zu bleiben – still zu sein, trotz der Anstrengung unmittelbar zuvor. Er zielt, vier Schüsse hallen durch die staubigen Backsteinwände um ihn herum. Die Ziele sind getroffen. Keine Zeit zu verlieren – er springt auf, rennt los, Kies knirscht unter seinen schweren Stiefeln. Das ist kein Kriegsgebiet – das ist einer der heißesten Wettbewerbe im Schießsport. Das ist ein Brutality Match.
Was, warum und wie
Fangen wir ganz am Anfang an – denn es gibt keine dummen Fragen: Was ist ein Brutality Match? Kurz gesagt, ein Brutality Match ist ein Schießwettbewerb, der sowohl die Treffsicherheit mit zwei Waffentypen als auch die körperliche Stärke, Ausdauer, Beweglichkeit und die Fähigkeit, unter Druck ruhig zu bleiben, testet. Es gibt gewisse Ähnlichkeiten mit den Disziplinen der International Practical Shooting Confederation (IPSC) für Gewehr und Pistole – allerdings mit einem stärkeren Fokus auf Fitness, Kraftsport und einem ausgeprägten taktischen Stil.
Zu sagen, dass diese Events nichts für Zartbesaitete sind, wäre wohl untertrieben. In einem Moment rennt man und trägt schwere Gegenstände von Punkt zu Punkt, im nächsten kriecht man durch enge Tunnel, schlängelt sich durch Autowracks oder klettert vielleicht sogar auf einen Baum oder eine Seilrutsche. Zwischen diesen körperlichen Herausforderungen müssen Ziele mit Gewehr oder Pistole getroffen werden. Die Parcours sind taktisch gestaltet und sollen reale Kampfsituationen simulieren, während sie die Schützen in einem Wettbewerb aus Können und Geschwindigkeit gegeneinander antreten lassen. Und das alles auf Zeit. Klingt spannend? Damit bist du nicht allein.
Der Ursprung der Brutality Matches lässt sich auf die Two-Gun Action Challenge Matches zurückführen, die in den 2000er-Jahren in den USA begannen. Organisiert und populär gemacht wurden sie von Karl Kasarda und InRange TV. Daraus entwickelte sich schließlich das erste Desert Brutality im Jahr 2018. Seitdem hat sich dieser Wettkampfstil in den USA und weltweit rasant verbreitet.
Der Wunsch vieler Schützen nach Events, die körperliche Fitness mit Schießfertigkeit kombinieren, hat das Wachstum dieser Szene stark befeuert. Ein weiteres gutes Beispiel sind die Tactical Games, die jährlich in den USA stattfinden und in einer nationalen Meisterschaft gipfeln. In ihrem eigenen Werbevideo bezeichnen sich die Tactical Games nicht nur als Schieß- und Fitnesssport, sondern als Gemeinschaft – mit Teilnehmern von Einsteigern bis hin zu Spezialeinheiten und SWAT-Teams.
Ein europäischer Bezugspunkt
Da das Interesse an taktischem Schießen und entsprechender Ausrüstung in Europa in den letzten Jahrzehnten stetig gewachsen ist, war es nur eine Frage der Zeit, bis Brutality Matches auch hier Fuß fassen. Besonders erfolgreich war das in Slowenien, dank des innovativen Teams der YouTube-Marke Polenar Tactical. Sie riefen das Event Lynx Brutality ins Leben, das sich schnell zu einem wichtigen Bezugspunkt für den europäischen Schießsport entwickelte.