Antwort: Ich bin 2010 durch meinen Bruder Simon – und letztendlich durch meine Familie – zum Schießsport gekommen. In diesem Jahr wurde er Deutscher Meister in der Schülerklasse, und sein Trainer hatte daraufhin die Idee, meiner Zwillingsschwester Franka und mir diesen Sport auch mal näherzubringen. Von Anfang an zeigte sich, dass ich ein gewisses Talent mitbrachte – die grundlegenden Techniken konnte ich schnell erlernen und umsetzen. Doch nicht nur die sportliche Entwicklung, sondern auch die Gemeinschaft machte diesen Sport für mich von Beginn an besonders. Bis heute fasziniert mich der Schießsport in vielerlei Hinsicht. Neben der mentalen Herausforderung finde ich es unglaublich spannend, welches Körpergefühl ich durch das Training entwickelt habe und wie gut ich mich dadurch selbst kennengelernt habe.
Frage 2: Welche besonderen Herausforderungen hast du in deiner Karriere gemeistert und wie haben sie dich geprägt?
Antwort: Wie wohl jeder im Leistungssport habe auch ich viele Höhen und Tiefen erlebt. Besonders in meiner Jugend musste – und wollte – ich für den Sport auf einiges verzichten. Das stieß natürlich nicht immer auf Verständnis, aber das ist in solchen Situationen ja keine Seltenheit.
Mein wohl schwierigstes Jahr war 2023. Im Jahr zuvor hatte ich meine ersten Einzelerfolge bei den Erwachsenen gefeiert und wollte nahtlos daran anknüpfen. Doch als die ersten Quotenplätze für die Olympischen Spiele 2024 in Paris vergeben wurden, veränderte sich meine Sichtweise auf den Sport. Plötzlich war ich nur noch verbissen und völlig auf Erfolge fokussiert. Mit der Zeit wurde der Druck so groß, dass ich kaum noch Motivation für Training oder Wettkämpfe hatte – innerlich wehrte sich alles dagegen. Anfang 2024 zog ich dann die Reißleine und setzte mir ein neues, übergeordnetes Ziel für die olympische Saison: meine Freude und Liebe für den Sport zurückzugewinnen. Und tatsächlich – das gelang mir schneller und besser, als ich erwartet hatte. Ich konnte wieder große Erfolge feiern, aber vor allem genoss ich den Sport wieder mit voller Begeisterung. Diese Erfahrung hat mich nachhaltig geprägt und mir gezeigt, wie essenziell die Freude am Sport selbst ist – gerade im Leistungssport.