• 14.05.2025
  • Fachartikel

Nachhaltigkeit im Visier: 4 innovative Ansätze von der IWA 2025

Nachhaltigkeit gewinnt in der Jagd- und Schießsportbranche zunehmend an Bedeutung. Der Artikel zeigt, wie Unternehmen auf der IWA 2025 innovative Wege gehen, um ihre Produkte und Prozesse umweltfreundlicher zu gestalten – von biologisch abbaubaren Airsoft-BBs über nachhaltige Schrotflintenwads bis hin zu bleifreier Munition und ökologischen Tontauben. Erfahren Sie, wie kleine Veränderungen große Wirkung erzielen und warum nachhaltige Lösungen für die Zukunft der Branche entscheidend sind.

Geschrieben von David Guest

Ein Gruppenfoto von fünf Mitgliedern des Sonic Ballistics Teams auf der IWA OutdoorClassics 2025
Das Sonic Ballistics Team auf der IWA OutdoorClassics 2025 mit COO Kevin Wang, CEO Idar Holm und Vertriebsleiter Björn Eilers von links nach rechts.

Was ist für Verbraucher am wichtigsten, wenn sie ein Produkt für die Jagd oder den Schießstand kaufen? Preis? Qualität? Leistung? All diese Faktoren sind natürlich sehr wichtig, insbesondere in Märkten wie Jagd, Schießsport und Outdoor. Doch ein Aspekt, der auf der Prioritätenliste moderner Verbraucher immer weiter nach oben rückt, ist Nachhaltigkeit. Vielleicht denken Sie, Nachhaltigkeit sei nur ein Modewort – und ja, es gibt viele Beispiele aus anderen Branchen, in denen Unternehmen des Greenwashings bezichtigt werden könnten, um diesen Trend zu bedienen. Doch für heutige Käufer – insbesondere für diejenigen, die Produkte für ein Hobby kaufen, das überwiegend in der Natur ausgeübt wird – ist ein möglichst geringer Einfluss auf die Umwelt sehr wichtig.

Wie steht es um die Jagd- und Schießsportbranche bei diesem Thema? Die Antwort: gar nicht schlecht, aber es gibt noch Verbesserungsbedarf. Auf der IWA OutdoorClassics wurden einige gute Beispiele für Produkte und Unternehmen gezeigt, die großes Engagement bewiesen haben – mit einigen davon habe ich während der Messe gesprochen.

Es ist wichtig zu betonen, dass es keine „Patentlösung“ gibt, um umweltfreundlicher zu werden. Viele Unternehmen tun, was sie können, auf ihre eigene Art und Weise. Ich hoffe, die folgenden Beispiele inspirieren und motivieren dazu, sich mit diesem Thema zu beschäftigen – denn es ist mehr als nur ein Trend, sondern eine Frage, von der unsere Zukunft abhängt.

 

Airsoft macht sich sauberer

Die Beliebtheit von Airsoft ist in den letzten Jahren in ganz Europa rasant gestiegen. Tausende Spieler treffen sich jedes Wochenende, um diesen actionreichen Sport mit Freunden und Gleichgesinnten auszuüben. Doch Airsoft hat ein Umweltproblem: Das Spiel ist stark auf BBs aus PLA-Bioplastik angewiesen, was laut Sakari Vyyrylüinen, Gründer des finnischen Unternehmens TerraBB (Webseite nur auf Englisch), problematischer ist, als es scheint.

Terra BB Gründer Sakari Vyyrylüinen posiert am Stand des Unternehmens auf der IWA OutdoorClassics 2025.
Terra BB Gründer Sakari Vyyrylüinen präsentiert seine neuen biologisch abbaubaren Airsoft-BBs

„PLA-Biokunststoffe sind zwar biologisch abbaubar, benötigen aber hohe Temperaturen, um sich effektiv zu zersetzen“, erklärt er. „Die meisten Airsoft-BBs brauchen eine Temperatur zwischen 58 und 60°C, um sich in angemessener Zeit zu zersetzen – was eigentlich nur in industriellen Kompostieranlagen möglich ist. Das bedeutet, dass jedes Jahr hunderte Tonnen PLA-BBs auf Airsoft-Feldern zurückbleiben.“

Diese Tatsache schockierte Sakari 2018 während seines Studiums der Biokomposite. Er beschloss, den von ihm geliebten Sport zu verändern, und gründete Terra BB. Es dauerte eine Weile, bis das Unternehmen sein Ziel erreichte, doch auf der IWA 2025 konnte es die dritte Generation seiner Airsoft-BBs präsentieren, die sich unter natürlichen Bedingungen zersetzen und dabei weiterhin eine hohe Performance bieten.

„Im Gegensatz zu PLA-basierten Bio-BBs, die industrielle Kompostierung benötigen, zersetzt sich diese dritte Generation sicher in der Natur“, sagt er. „Bei sommerlichen Bedingungen – mit Wärme, Wasser und Mikroben – beginnt der Abbau schon nach wenigen Monaten. Nach vollständiger Zersetzung bleiben nur Wasser, Kohlendioxid und Mineralien zurück, was einen minimalen Einfluss auf die Umwelt bedeutet.“

Das ist eine große Verbesserung gegenüber dem Status quo, und angesichts der Einstellung von Sakari und seinem Team wird dies sicherlich nicht der letzte Schritt in Richtung eines umweltfreundlicheren Airsoft-Sports sein.

 

Nachhaltigkeit im Flintenschießsport

Ein weiteres Feld im Schießsport, das stark auf schwer abbaubare Kunststoffe setzt, sind Schrotflinten – genauer gesagt, die sogenannten „Wads“ (Zwischenmittelstücke). Laut dem spanischen Unternehmen Nurel (Webseite nur auf Englisch) werden weltweit etwa drei Milliarden Schrotflintenwads pro Jahr produziert, meist aus nicht biologisch abbaubarem Kunststoff (LDPE). Viele Schießstände und Jagdgebiete leisten zwar hervorragende Arbeit bei der Entsorgung gebrauchter Wads, doch letztlich handelt es sich um Einwegkunststoffe, die weltweit politisch immer stärker unter Druck geraten. Glücklicherweise hat Nurel eine Lösung für dieses Problem entwickelt.

„Wir haben eine Marke namens Novizon geschaffen, die Wads produziert, die zu 100 Prozent im Boden biologisch abbaubar sind – und das in weniger als zwei Jahren“, erklärt Leyre Quibus, Marketing Managerin bei Nurel. „Wir stellen seit rund 12 Jahren Biopolymere für verschiedene Anwendungen her und haben erkannt, dass die Schießsportbranche unsere Expertise benötigt.“

Ein Diagramm, das den Zersetzungsprozess eines Novizon-Schrotflintenwads zeigt.
Novizons Schrotflintenwads können sich unter den richtigen Bedingungen in weniger als zwei Jahren im Boden zersetzen.

„Viele haben versucht, eine Lösung für dieses Problem zu finden, aber wir haben niemanden gefunden, der sie wirklich entwickelt hat. Deshalb haben wir letztes Jahr eine neue Abteilung gegründet, um dieses Thema anzugehen.“

Novizons Wads sind gemäß ISO-17556 auf Bodenabbaubarkeit getestet und verfügen über eine patentierte Zusammensetzung, Formel und Design. Sie wurden so entwickelt, dass sie die Erwartungen der Schützen erfüllen: Stabilität, Ladung und Handhabung sind ähnlich wie bei herkömmlichen Kunststoffen, und Novizon bietet sogar verschiedene Modelle für Bleischrot oder Stahlschrot an. Die Entwicklung dauerte etwa sechs Monate, nun ist das Produkt patentiert und marktreif – eine Lösung, die die Umwelt weniger belastet.

„Wir können die Wads für jeden Kunden individuell anpassen. Sie bieten exzellente ballistische Leistung und ein angenehmes Schießerlebnis – das war eine Herausforderung, aber eine, die wir gerne angenommen haben“, ergänzt Leyre Quibus.

 

Bereit für eine grünere Welt

Wenn man genauer hinschaut, erkennt man viele Möglichkeiten, Produkte umweltfreundlicher zu gestalten – selbst bei den kleinsten Komponenten. Zündhütchen sind ein gutes Beispiel, wie Sonic Ballistics (Website nur auf Englisch) auf der IWA 2025 zeigte.

„Wir präsentieren der Branche unsere bleifreien Zündhütchen“, erklärt Vertriebsleiter Björn Eilers. „Obwohl wir eine relativ neue Marke sind, verfügen wir über mehr als 50 Jahre Erfahrung in der Jagd- und Militärbranche. Das Projekt läuft seit etwa vier Jahren, aber jetzt sind wir mit der Produktion voll am Start. Wir wollen die Gesundheit der Schützen nicht gefährden, deshalb bieten wir Zündhütchen komplett bleifrei an. Außerdem produzieren wir bleifreie Schrotmunition und bleifreie Gewehrgeschosse.“

Eine Nahaufnahme einiger bleifreier Zündhütchen von Sonic Ballistics.
Sonic Ballistics bietet eine breite Palette bleifreier Zündhütchen an.

Man muss Björn nicht erklären, dass der Einsatz von Blei in Schießsportprodukten ein heiß diskutiertes Thema ist. Umso besser zu wissen, dass Sonic bleifreie Zündhütchen für Kleinkaliber, große Pistolen und große Gewehre anbietet – und das bei hoher Qualität, die sowohl Profis als auch Hobbyschützen überzeugt.

 

Ziel: Eine umweltfreundliche Welt

Wer sich intensiver mit den Herstellungsprozessen und Materialien im Schießsport beschäftigt, erkennt schnell, wie kleine Veränderungen große Wirkung haben können. Nehmen wir die Tontauben als Beispiel: Die wenigsten denken wohl an die Umweltbelastung, die durch tausende zerbrochene Tontauben entsteht. Natürlich gibt es viele Schießstände, bei denen das Aufräumen zum Alltag gehört – aber wäre es nicht noch besser, wenn die Tontauben aus umweltfreundlicherem Material bestünden?

Das italienische Unternehmen Eurotarget (Webseite nur auf Englisch) hat mit seinen Pino-Tontauben eine Lösung gefunden. Diese bestehen zu 100 Prozent aus natürlichem Kiefernharz und erfreuen sich bei Schützen und Schießständen in ganz Europa wachsender Beliebtheit.

Ein Bild einer orangefarbenen Tontaube auf einem Tisch, im Hintergrund mehrfarbige Tontauben.
Die EuroTarget Pino-Tontaube, hergestellt aus 100 Prozent natürlichem Kiefernharz.

Die Herausforderung bei der Umstellung auf umweltfreundlichere Materialien ist immer, dass das Produkt weiterhin wie gewohnt funktionieren muss. Eurotarget hat das gelöst: Die Pino-Tontauben zerbrechen weiterhin mit einer sichtbaren weißen Wolke, die seitliche Riffelung sorgt auch bei schlechtem Wetter für guten Halt in den Wurfarmen, und das Design fliegt dank Zentrifugalkraft perfekt durch die Luft.

Manchmal sind es die kleinen Veränderungen, die in Summe einen großen Unterschied machen – und genau darum geht es, wenn wir versuchen, die Umwelt, in der wir unsere Hobbys genießen, zu schützen.

Autor

David Guest
David Guest
IWA OutdoorClassics