Wie können wir mehr junge Menschen für den Jagd- und Schießsport begeistern? Das kontrovers diskutierte Thema beschäftigt die führenden Unternehmen der Branche schon seit vielen Jahren und ist Gegenstand zahlreicher Initiativen. Die Bemühungen, diese Freizeitaktivitäten einer neuen Generation näherzubringen, sind recht erfolgreich. Dabei darf jedoch die andere Seite der Medaille nicht vergessen werden. Was nützt eine neue jagd- und schießsportbegeisterte Kundschaft, wenn es andererseits an neuen Fachkräften fehlt, die sich für einen Arbeitsplatz oder eine Karriere in der Branche entscheiden? Behaupten die Funktionsbereiche zurecht, sich für die Zukunft zu rüsten, wenn sie die Herausforderung, neue Talente zu rekrutieren, ignorieren? Ohne neue Beschäftigte in Fertigung, Vertrieb, Marketing, Einzelhandel usw. sieht die Zukunft für Jagd-, Schießsport- und Outdoor-Marken wahrlich düster aus.
Eine ideologische Kluft
„Wie viele andere Wirtschaftszweige auch steht die Schieß- und Jagdsportbranche vor der Herausforderung, junge Menschen für eine Karriere zu gewinnen“, erläutert Ute Knauer, Vice President HR bei der RWS GmbH, dem deutschen Spezialisten für Munition und Komponenten. „Der Wandel der Interessen und Prioritäten bei den jüngeren Generationen beeinflusst diese Entwicklung. Mit der veränderten Wahrnehmung der Verteidigungsindustrie, die zunehmend als notwendiger Schutzmechanismus gesehen wird, ist allerdings ein wachsender Trend zur Entstigmatisierung der Branche zu beobachten. Themen wie Naturschutz, nachhaltiges Wildtiermanagement und verantwortliche Ressourcennutzung sind mögliche Anknüpfungspunkte für junge Menschen. Damit diese Themen das Interesse der nächsten Generation wecken, ist eine offene und moderne Präsentation entscheidend.“
Diese Kluft zwischen den jüngeren Generationen und der Wahrnehmung dessen, wofür die Schieß- und Jagdsportbranche steht, ist ein weit verbreitetes Problem. Wie es scheint, sprechen junge Beschäftigte diesen Branchen Modernität und Zukunftsorientiertheit ab. Christopher Mijal, Geschäftsführer des auf Jagd- und Sportwaffen spezialisierten Großhandelsunternehmens WAIMEX, gibt der Branche eine Mitschuld an der Kluft.
Er erläutert: „Einzelhändlern in der Jagd- und Schießsportbranche fällt es schwer, Arbeitsplätze mit frischen, jungen Talenten zu besetzen. Vielleicht hat die Branche in der Vergangenheit nicht genug in die Förderung junger Talente investiert oder nicht speziell junge Menschen angesprochen. Häufig fehlt es an eigens auf die Interessen der jüngeren Generation abgestimmten, modernen Schulungsangeboten oder Kommunikationsstrategien wie digitalen Medien oder innovativen Konzepten, die eine Brücke schlagen zwischen traditionellem Handwerk und modernen Entwicklungen.
Wir stehen im Wettbewerb mit anderen Branchen, die vielleicht flexiblere Arbeitsmodelle, attraktivere Karrierewege oder einen stärkeren Fokus auf moderne Technologien bieten. Daher müssen wir als Branche aktiv werden und jungen Talenten beweisen, dass auch bei uns interessante, zukunftssichere Berufe auf sie warten, die gute Aussichten und Leidenschaft versprechen. Damit wir langfristig wettbewerbsfähig bleiben, kommt es entscheidend darauf an, dass wir gemeinsam das Image der Branche aufpolieren und attraktive Anreize für junge Menschen schaffen.“