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27. Februar - 2. März 2025 // Nürnberg, Germany

IWA OutdoorClassics Newsroom

Zeitgemäße Nachtjagd auf Schwarzwild

Der Jäger Björn Gürgens in seinem Revier
Der Jäger Björn Gürgens in seinem Revier // © Anne Weinhold

Moderne Techniken erleichtern die Bejagung von Sauen in der Nacht. Drei passionierte Jäger berichten, was sich für sie dadurch verändert hat.

Alles unterliegt einem permanenten Wandel – auch die Jagd. Lebensräume verändern sich, Reviere werden kleiner, invasive Arten nehmen Einfluss auf bestehende Ökosysteme, der Wolf breitet sich aus, es gibt Gewinner und Verlierer. Gleichzeitig ist der technologische Fortschritt unaufhaltsam, wodurch sich die Methoden und Techniken der Bejagung verändern und neue Möglichkeiten/Chancen bieten. Heute stehen gerade in puncto Ausrüstung andere jagdliche Hilfsmittel zur Verfügung als früher. Allen voran ist hier die Verwendung von Wärmebild- und Nachtsichttechnik beim Erlegen von Schwarzwild zu nennen – waffenrechtlich möglich durch das Dritte Waffenänderungsgesetz. Das muss man nicht gutheißen und mögen, aber respektieren.

In vielen Regionen Deutschlands sind die Schwarzwildbestände in den letzten Jahren förmlich explodiert. Ein wesentlicher Faktor ist der Klimawandel und die damit einhergehenden geringeren Verluste im Winter. Zudem wirkt sich das vielfältige Nahrungsangebot positiv auf die Reproduktion des Schwarzwildes aus. Die Folgen äußern sich vor allem durch steigende Schäden auf landwirtschaftlichen Nutzflächen und durch die zunehmende Gefahr von Seuchenzügen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) – was in einigen Bundesländern bereits der Fall ist. Für die meisten betroffenen Revierinhaber ist es sehr schwer, mit diesen rasanten Entwicklungen Schritt zu halten.

Erschwerend hinzu kommt, dass die Natur immer stärker von Naherholungssuchenden frequentiert wird, sodass das Wild untertags kaum noch Ruhe findet. Die Konsequenz: Es verlagert seine Aktivität überwiegend in die Nachtstunden. Zwar ist mit lichtstarken Ferngläsern und Zielfernrohren grundsätzlich eine Bejagung auch bei schlechten Lichtverhältnissen bis weit in die Dämmerung hinein möglich, ab einem gewissen Punkt nützt jedoch selbst die beste Optik nichts mehr. Sollte es unter diesen Umständen dennoch möglich sein, zu erkennen, dass es sich um Sauen handelt, ist ein genaues Ansprechen meist unmöglich. Einen Schuss auf ein „unbekanntes Ziel“ verbietet nicht nur das Jagdgesetz, sondern auch der gesunde Menschenverstand. Zudem hat das anpassungsfähige und intelligente Schwarzwild vielerorts bereits gelernt, offene Flächen in hellen Nächten, wie es bei Vollmond und klarem Himmel der Fall ist, zu meiden.

Eine Lösung für dieses Problem bieten Wärmebild- und Nachtsichtgeräte, mit denen Schwarzwild bei sehr schlechten Lichtverhältnissen sicher und zweifelsfrei angesprochen und erlegt werden kann. Das Für und Wider wurde bereits ausführlich in diversen Medien diskutiert. Schlussendlich obliegt es jedem selbst, diese Technik verantwortungsvoll in der Praxis anzuwenden. Wir haben dazu mit drei Jagdpraktikern über ihre Erfahrungen gesprochen:

Björn Gürgens (31), 15 JJ., betreut als Berufsjäger Landeswaldflächen in Brandenburg (Kernbereich 2.200 Hektar) und ist mit der Technik sehr engagiert bei der Bejagung der Sauen zwecks ASP-Prävention.

Alena Steinbach (31), 12 JJ., Herausgeberin von „WIR JAGEN“, bejagt im Pfälzer Wald 750 Hektar mit reichlich Schwarzwildvorkommen. Erlegt werden überwiegend Stücke zwischen 15 bis 20 Kilogramm für die Küche. Wildschäden und ASP spielen aktuell keine Rolle.

Christoph Benett (48), 21 JJ., betreut als Stadtjäger im schleswig-holsteinischen Lübeck knapp 200 Hektar und hat mit massiven Wildschäden durch Schwarzwild im Stadtgebiet zu kämpfen.

Welche Art von Technik und seit wann nutzen Sie diese?

Björn Gürgens: „Ich nutze seit drei Jahren ein Wärmebildhandgerät zum Spotten und ein Nachtsichtvorsatzgerät. Der Grund für diese Kombination: Ich jage ausschließlich im Wald. Wir haben hier einen stark verjüngten Unterbewuchs, durch das Nachtsichtgerät können Hindernisse vor dem Wild (zum Beispiel Äste und Zweige) erkannt werden.

Alena Steinbach: „Ich verwende seit fünf Jahren ein Wärmebildhandgerät und seit zwei Jahren ein Nachsichtvorsatzgerät. Finde es sehr charmant, dass man durch die (Nachtsicht-)Technik das Wildtier farblich realitätsgetreu sieht und feine Details erkennt. Zudem ist es mir wichtig, ein freies Sicht- und Schussfeld zu haben.“

Christoph Benett: „Ich nutze seit knapp zwei Jahren ein Wärmebildhandgerät und ein  -vorsatzgerät. Die Problematik bei schlechter Sicht/Nacht einen sicheren Schuss abgeben zu können, hat mich sofort veranlasst, in die Technik zu investieren. Heute können wir in unserem Revier bei jedem Licht jagen.“

Inwieweit hat sich die Jagd für Sie durch den Einsatz der Technik verändert?

Björn Gürgens: „Man kann das Geschehen im Revier besser nachvollziehen. Meist werden die Bestände total unterschätzt. Zudem ist die Jagd mit Technik deutlich effizienter. Ich kann zum einen das Raumnutzungsverhalten des Wildes schneller eruieren und die Sauen aktiv suchen. Zum anderen habe ich die Möglichkeit, sauberer und waidgerechter in der Nacht zu jagen.“

Alena Steinbach: „Ich bin deutlich erfolgreicher nachts. Wenn man nur mit dem Mond jagt, muss man sich alleine auf das natürliche Licht verlassen. Die Technik gibt mir Sicherheit, dass ich das richtige Stück erlege – ich kann besser selektieren.“

Christoph Benett: „In Verbindung mit dem Schalldämpfer und dem Einsatz von Nachtsichtgeräten gelingt es mir innerhalb einer Nacht nicht selten, vier bis fünf Sauen aus der Rotte zu erlegen. Wir haben so relativ kurze Jagdzeiten mit wenig Unruhe im Revier.“

Wie erleben Sie die Jagd durch den Einsatz der Technik?

Björn Gürgens: „Ich empfinde die Nachtjagd als angenehmer und entspannter. Dadurch, dass ich die Situation gut einschätzen kann (wie viele Stücke, Sozialstruktur), bin ich ganz anders Herr der Lage. Das Rätselraten hatte ein Ende. Die Technik verschafft mir eine gewisse Sicherheit.“

Alena Steinbach: „Die Jagd ist dadurch viel, viel spannender, unterhaltsamer und auch lehrreicher. Man sieht, was im Revier los ist. Das ist natürlich Fluch und Segen zugleich. Wer jedem Stück nachstellt, macht mehr kaputt als es nützt. Derjenige, der den Abzug betätigt, ist verantwortlich. Wir jagen beispielsweise nach wie vor fast ausschließlich an der Kirrung. In anderen Bereichen hat das Wild Ruhe.“

Christoph Benett: „Einerseits lässt sich nur durch einen genauen Blick auf die Bestände im Schwarzwildrevier mit dem Einsatz von Technik eine gesunde Rottenstruktur relativ schnell und effizient bejagen. Andererseits muss jeder Schuss noch einmal mehr gut überlegt sein. Man darf sich davon nicht verleiten lassen, sondern immer seinen gesamten Schwarzwildbestand im Auge haben!“

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